Toller internationaler Auftritt: Grenoble-Adler im Interview
Beim renommierten Yetis Inlinehockey Cup in Grenoble zeigte die deutsche Inlinehockeynationalmannschaft der U17 eine starke Leistung und sicherte sich verdient den 3. Platz. Drei Spieler berichten hier über emotionale Momente, Teamgeist und persönliche Highlights beim Turnier in Frankreich.
Wir haben uns mit Kai Osburg (16 Jahre, Crash Eagles Kaarst / Üdesheim Renegades), Moritz Schmich (15 Jahre, ISC Mannheim) und Kapitän Jan Bühler (15 Jahre, HC Merdingen) unterhalten.
Was war für euch das emotionalste Spiel des Turniers – und warum?
Kai Osburg: Das Spiel um Platz 3 war für mich der emotionalste Moment des Turniers. Es fühlte sich an wie ein kleines Finale – nicht nur, weil wir um eine Medaille gespielt haben, sondern auch, weil wir als Team in diesem Moment richtig zusammengewachsen waren. Wir sind gemeinsam durch Höhen und Tiefen gegangen und genau das hat sich in diesem Spiel gezeigt. Es war der perfekte Abschluss für unsere gemeinsame Reise.
Moritz Schmich: Eindeutig das Spiel um Platz 3. Nach der Niederlage im Halbfinale haben wir nicht die Köpfe hängen gelassen, sondern haben uns gegenseitig motiviert. Wir sind selbstbewusst aus der Kabine gekommen und haben uns verdient als Mannschaft den 3. Platz geholt.
Jan Bühler: Das zweite Turnierspiel, das wir gespielt haben. Es war der richtige Turnierstart, da war Power im Spiel und da sind wir so richtig ins Turnier gestartet.
Wie war das Gefühl, mit dem Nationaltrikot auf der Brust aufs Feld zu laufen – wart ihr nervös oder hat es euch eher beflügelt?
Kai Osburg: Es war ein besonderes Gefühl, das Nationaltrikot zu tragen – mit Stolz, aber auch mit Demut. Ich war nicht nervös, eher ruhig fokussiert. Es war, als würde mich dieses Trikot daran erinnern, dass ich Teil von etwas Größerem bin. Es hat mich motiviert, alles für das Team zu geben.
Moritz Schmich: Im Nationaltrikot, also mit dem Adler auf der Brust, auflaufen zu dürfen, hat mir noch einmal einen Boost gegeben und mich selbstbewusster gemacht. Man wusste, dass man dieses Trikot nicht umsonst trägt und es war eine große Ehre. Nervosität hat mich nicht aufgehalten, eher heißer gemacht.
Jan Bühler: Es war für mich eine besondere Ehre den Bundesadler auf der Brust zu haben, auch das „C“ zu bekommen war eine große Ehre für mich. Meine Gedanken waren „wenn nicht jetzt wann dann“, so bin raus gegangen und habe einfach versucht das Beste fürs Team rauszuholen.
Wie habt ihr das Halbfinale gegen die Bauer Frenchies erlebt?
Kai Osburg: Das Spiel war sehr intensiv. Die Bauer Frenchies haben uns spielerisch wirklich alles abverlangt. Sie waren extrem gut eingespielt, technisch stark und taktisch hervorragend aufgestellt. Wir hatten kaum eine Chance, weil sie es immer wieder geschafft haben, Überzahlsituationen zu kreieren und eiskalt zu nutzen. Es war beeindruckend, auf diesem Niveau mitzuerleben, wie gut sie ihr Spiel durchgezogen haben.
Moritz Schmich: Wir haben gegen die Bauer Frenchies gut angefangen und gezeigt, was wir drauf haben. Während der Begegnung war mir gleich klar, dass es ein sehr schnelles und anstrengendes Spiel wird. Auch wenn wir das Spiel verloren haben, haben wir unser Bestes gegeben. Nach dem Spiel war ich sehr enttäuscht, da wir nicht ins Finale eingezogen sind, jedoch war mir klar, dass wir immer noch um den dritten Platz spielen.
Jan Bühler: Während des Spiels hatte ich nur im Kopf ins Finale einzuziehen. Nach der Niederlage war ich natürlich enttäuscht, weil sicherlich der Finaleinzug drin gewesen wäre. Leider haben wir nach der Führung und starkem Auftakt nachgelassen und unseren Matchplan nicht mehr umsetzen können, warum auch immer.
Was ging euch während und nach dem Spiel durch den Kopf?
Kai Osburg: Während des Spiels war ich überrascht, wie stark das französische Team aufgetreten ist – besonders, weil Frankreich in anderen Sportarten wie Eishockey oder Skaterhockey bisher nicht so präsent war. Nach dem Spiel war da natürlich eine gewisse Enttäuschung, aber auch Respekt vor der Leistung der Gegner und Stolz auf unsere eigene Entwicklung im Turnier.
Wie würdet ihr die Stimmung im Team während des Turniers beschreiben – gab es einen besonderen Team-Moment abseits des Spielfelds?
Kai Osburg: Die Stimmung war richtig stark. Anfangs waren wir noch ein Haufen Einzelspieler, aber mit jedem Spiel sind wir mehr zu einer echten Mannschaft geworden. Für mich persönlich war ein besonderer Moment, als ich vor einem Spiel eine Ansprache halten durfte – das hat mir gezeigt, dass ich einen Platz in diesem Team habe und gehört werde. Auch abseits des Feldes habe ich neue Freundschaften geschlossen, die mir viel bedeuten.
Moritz Schmich: Innerhalb des Teams hatten wir eine großartige Stimmung. Alle haben zusammen gehalten und sich gegenseitig angefeuert. Abseits des Spielfeldes waren die Momente in der Unterkunft sehr amüsant.
Jan Bühler: Die Stimmung im Team war super. Wir haben uns als Mannschaft sehr schnell gefunden. Als Türöffner habe ich die „Two-Touch-Runde“ am Anreisetag empfunden, da ist das Eis gebrochen. Auch als Team gemeinsam in einer Unterkunft zu schlafen, gemeinsames Frühstück und Essen war für den Teamgeist enorm wichtig.
Wie war euer Eindruck von der Spielstätte in Grenoble? Hat euch etwas besonders überrascht oder beeindruckt?
Kai Osburg: Die Halle war richtig beeindruckend – modern, groß, mit einer Atmosphäre, die sofort Gänsehaut ausgelöst hat. Es war ein Erlebnis, dort spielen zu dürfen. Man hat gemerkt, dass hier Turniere auf hohem Niveau ausgetragen werden.
Moritz Schmich: Die Spielstätte in Grenoble war beeindruckend, andererseits auch attraktiv. Die Halle war toll aufgebaut und es gab auch eine Nebenhalle. In beiden Hallen hat es sehr großen Spaß gemacht zu spielen.
Jan Bühler: Die Halle war überragend, es hat wahnsinnigen Spaß bereitet in so einer Arena spielen zu dürfen.
Was war euer persönliches sportliches Highlight beim Turnier – ein Tor, ein Save, ein Assist oder vielleicht etwas ganz anderes?
Kai Osburg: Nicht ein einzelner Moment, sondern die Entwicklung unseres Teams war mein persönliches Highlight. Nach einer bitteren Auftaktniederlage haben wir es geschafft, als Team zusammenzuwachsen, uns gegenseitig zu pushen und über uns hinauszuwachsen. Besonders beeindruckend fand ich auch, wie selbstverständlich und respektvoll die Mädels bei uns integriert wurden – das war nicht nur sportlich stark, sondern auch menschlich.
Moritz Schmich: Mein persönliches Highlight beim Turnier war der Sieg im Spiel und Platz 3. In diesem Spiel sind wir zusammen nach der Niederlage im Halbfinale selbstbewusster aus der Kabine gekommen und haben gezeigt, dass wir den dritten Platz verdient haben. In diesem Spiel hat man gesehen, wie die Mannschaft über die Tage zusammengewachsen ist.
Jan Bühler: Meine zwei Treffer im Viertelfinale, der späte Ausgleich sowie das Führungstor, der dann letztlich den Einzug ins Halbfinale ebnete, das war schon ein wahnsinniger Moment.
Was habt ihr außerhalb der Spiele unternommen – gab es Zeit für Sightseeing oder besondere Aktivitäten in Grenoble?
Kai Osburg: Ich war mit meiner Familie ein wenig in der Stadt unterwegs und konnte ein paar Eindrücke von Grenoble mitnehmen. Leider gab es keine offiziellen Team-Aktivitäten abseits des Sports, aber es wäre schön gewesen, auch außerhalb der Halle als Mannschaft etwas gemeinsam zu unternehmen.
Moritz Schmich: Außerhalb der Spiele hatten wir keine Zeit für Sightseeing. Meistens haben wir den anderen Teams zugeschaut und uns ausgeruht. Zwischendrin waren wir mal was essen, aber mehr habe ich auch nicht von der Stadt gesehen.
Jan Bühler: Zwischen den Spielen brauchten wir aufgrund der enormen Hitze Ruhephasen, um die Akkus wieder aufzuladen. Aber es gab auch gemeinsame Momente, bspw. in der gegenüberliegenden Mall bummeln zu gehen, oder vereinzelt auch um eine Kleinigkeit zu essen. Für Sightseeing blieb eigentlich so gut wie keine Zeit, wobei ich Grenoble als wunderschöne Alpenstadt wahrgenommen habe.
Was habt ihr persönlich aus dem Turnier gelernt – sportlich und menschlich?
Kai Osburg: Ich habe gelernt, wie schnell aus Fremden ein echtes Team werden kann – wenn man gut gecoacht wird und jeder bereit ist, sich einzubringen. Es war beeindruckend zu sehen, wie wichtig Vertrauen und Zusammenhalt sind, um gemeinsam erfolgreich zu sein.
Moritz Schmich: Ich persönlich habe in diesem Turnier gelernt, schnelle Entscheidungen zu treffen, da das Spieltempo in Frankreich schneller ist als hier in Deutschland. Auch lernt man bei solchen Turnieren, wie wichtig faires Verhalten gegenüber Gegnern, Schiedsrichtern und auch Mitspielern ist. Außerdem lernt man bei dem Turnier andere Leute kennen, man trifft andere Teams. All das schweißt natürlich auch das eigene Team zusammen, auf und neben des Platzes.
Jan Bühler: Es war für mich eine persönliche Erfahrung, auf internationaler Ebene sich mit den besten Spielern Europas zu messen. Davon kannst du nicht nur sportlich profitieren, solch eine Erfahrung bringt dich auch menschlich gesehen auf ein anderes Niveau.
Gab es Spieler oder Teams, die euch besonders beeindruckt haben – vielleicht auch aus den konkurrierenden Mannschaften?
Kai Osburg: Ganz besonders beeindruckt haben mich die Bauer Frenchies. Vor allem ein Spieler mit der Nummer 58 ist mir in Erinnerung geblieben – technisch wie taktisch auf einem extrem hohen Niveau. Wie er unsere komplette Defensive mehrfach im Alleingang ausgespielt hat, war beeindruckend und hat gezeigt, was individuelle Klasse auf diesem Level ausmachen kann.
Aber auch innerhalb unseres eigenen Teams gab es Spieler, die für mich herausstachen – allen voran unser Kapitän Jan Bühler. Er war gefühlt überall auf dem Feld – hat unzählige Schüsse geblockt, Verantwortung übernommen und selbst als Verteidiger vorne Tore erzielt, mit Schüssen, die richtig Wucht hatten. Seine Präsenz und Einsatzbereitschaft waren inspirierend. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, war das Zusammenspiel beider Teams: bei den Frenchies wie bei uns. Jeder kannte seine Aufgabe, jeder spielte für das Team – die individuelle Stärke wurde nicht zur Selbstdarstellung, sondern klug eingebunden. Das war echter Teamsport auf höchstem Niveau.
Moritz Schmich: Meiner Meinung nach gab es keinen einzelnen Spieler, der mich besonders beeindruckt hat, sondern unser Erfolg lag im Team. Jeder bei uns hat Verantwortung übernommen und hat Vollgas gegeben. Jeder hat seinen Teil zum Turnier beigetragen und genau das hat uns stark gemacht.
Jan Bühler: Ayoub Mazzouzi von den Bauer Frenchies, er hatte enorme läuferische Fähigkeiten und war auch mit den Händen eine Augenweide. Bei der Pro Serie muss ich natürlich auch das deutsche Team nennen, die den Cup geholt haben. Eine Augenweide, wie die „Berliner Hauptstadtjungs“ performt haben.
Wenn ihr nun an den Yetis Cup zurückdenkst: Was werdet ihr in zehn Jahren noch davon erzählen?
Kai Osburg: Ich werde vor allem von den besonderen Menschen erzählen, mit denen ich dort gespielt habe. Vom Teamgeist, der uns getragen hat. "Einer für alle, alle für einen" war bei uns nicht nur ein Spruch, sondern echt spürbar. Und natürlich davon, wie es war, zum ersten Mal das Nationaltrikot zu tragen. Das vergisst man nicht.
Moritz Schmich: Auf jeden Fall werde ich davon noch erzählen. So ein Turnier erlebt man nicht jeden Tag und findet man auch nicht überall. Ich würde auf jeden Fall von unseren Spielern als auch von unserem Trainerteam erzählen. Die Erfolge, die wir erreicht haben, sind natürlich auch ein wichtiger Teil des Turniers. Die Erinnerungen, die in diesem Turnier geschaffen wurden, vergisst man nicht so einfach.
Jan Bühler: Was mir sicherlich im Kopf bleiben wird ist die enorme Qualität die sich durch alle Reihen innerhalb des Turniers zog. Natürlich auch den französischen NHL – Spieler der St. Louis Blues „Alexandre Texier“, der einfach Fähigkeiten besitzt, da musst du einfach begeistert sein. Aber die Größe des Turniers, der Rahmen, Grenoble, einfach vieles was ich hier kennenlernen durfte.
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